Presse

Quelle: Saarbrücker Zeitung vom 21. Juli 2022

Mit 103 Jahren jünger und angesagter denn je :

Sengscheider Hof am Rande St. Ingberts: Hier ist die Abgeschiedenheit ein Trumpf

St. Ingbert Der Sengscheider Hof ist mit 103 Jahren jünger und angesagter denn je. Und es gibt einige Gründe, warum das Hotel und sein Restaurant in dem beschaulichen Weiler für Gäste der Landeshauptstadt eine oft willkommene Alternative ist.

Von Peter Gaschott

Der 100. Geburtstag des Sengscheider Hofs fiel Corona zum Opfer. Tage vor dem terminierten Fest wurde das öffentliche Leben heruntergefahren. Deshalb blieb der runde Geburtstag des Traditionshauses weitgehend unbemerkt. Dabei gibt es eine Menge zu erzählen über die Geschichte und die aufregende Gegenwart des Hotels im kleinen St. Ingberter Weiler an der Autobahn.

Als Axel Toussaint im Jahr 1991 Petermanns Waldschänke in Sengscheid übernahm, war das ein klassisches Ausflugslokal mit sogenannter gutbürgerlicher Küche. Bloß, Toussaint hatte anderes mit der Küche im Sinn. In der vierten Generation stand er damals dem Betrieb vor, und seine Ausbildung zeigte in eine ganz andere Richtung. Toussaint hatte in Baiersbronn gelernt, er stand damals mit Harry Wohlfahrt gemeinsam in der Küche der Traube Tonbach, als diese ihre ersten zwei Sterne erkochte. Toussaint fuhr eine Weile zweigleisig. Er ließ das Traditionsgasthaus im angestammten Gebäude bestehen, und 100 Meter weiter baute er ein neues Hotel-Restaurant. Wirtschaftlich allerdings ergab dieser Weg keinen Sinn. So baute er das alte Restaurant um, es blieb nurmehr das neue Lokal im neuen Gebäude übrig. Im alten Gebäude wurden Superior-Zimmer eingerichtet, die anspruchsvollen Hotelgästen zur Verfügung stehen. Im Neubau im Birkenkopfweg 4 entstanden 30 Hotelzimmer.

Wie schafft man es, in der abgeschiedenen Lage Sengscheids einen Betrieb so erfolgreich zu positionieren? Das wollten wir von Eigentümer Axel Toussaint und Geschäftsführer Andreas Dänekamp wissen. Dänekamp erklärt: „Von Saarbrücken aus liegen wir gerade eine weitere Autobahnabfahrt entfernt. Bei uns hier allerdings ist es ruhig. Kein Stadtlärm. Und doch eine Menge Komfort.“ Es seien sehr viele Geschäftsreisende, die immer wieder sehr gerne nach Sengscheid kämen. Den Pool nutzten, den großen Garten mit seinen Liegestühlen und Strandkörben. Die gerne in die Sauna gehen und selbstverständlich die Küche von Axel Toussaint genießen.

Es seien auch immer mehr Gäste, die übers Wochenende kommen, um in den St. Ingberter Wäldern oder in der Biosphäre zu wandern. Toussaint: „Gerade Corona hat die Menschen dazu gebracht, sich ihre Umgebung wieder genauer anzusehen, die Menschen bleiben in Europa, und regionale Ziele gewinnen die Bedeutung, die sie auch verdienen.“ Sicher, schränkt er ein, es gab schon Gäste, die sich beschwerten, weil man hier in Sengscheid morgens einen Hahn krähen hört. So viel Natur muss sein, und die meisten genießen diesen ländlichen Frieden, der überraschend wenig von der nahen Autobahn A 6 beeinträchtigt wird.

„Wir leben im Wesentlichen vom Hotel. Allerdings gehört zum Hotel unbedingt auch das Restaurant“, so Dänekamp. Und da beginnt auch schon die dem Sengscheider Hof eigene kleine Konfliktsituation – sicherlich ein Luxusproblem, aber immerhin, es beschäftigt die beiden Restaurantmanager. Bei 45 Zimmern, da hat man täglich 40 Anreisen. Diese Gäste haben oft hunderte von Kilometern mit dem Auto hinter sich. Die wollen etwas essen. Sie sollen, so Dänekamp, im Restaurant Platz finden. Dann gibt es viele Stammgäste aus St. Ingbert und Saarbrücken, die ebenfalls immer wieder gerne in den Sengscheider Hof zum Essen kommen. Und dann ist da Axel Toussaint, der einen kompromisslos klaren Kurs in seiner Küche fährt. Keine Convenience, alles wird selbst und frisch gemacht. Das bedeutet enormen Aufwand in der Küche, und den kann man nicht beliebig ausweiten. Da passiert es dann oft, dass Reservierungswünsche nicht funktionieren. „Wir können die Hausgäste nicht wegschicken, die wären dann zu Recht sehr verärgert“, erzählt Axel Toussaint. Deshalb muss man seinen Tisch im Restaurant ab und an einige Tage im Voraus reservieren oder möglicherweise auch auf einen anderen als den gewünschten Wochentag ausweichen.

Das Warten auf den freien Tisch oder ein wenig Flexibilität, das lohnt sich in jedem Fall. Toussaint erzählt, dass der Anfang für all seine Kreativität, all seine Perfektion in der Küche aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Harry Wohlfahrt in der Traube Tonbach stammt. In Sengscheid hat er sie weiterentwickelt, und „Qualität kann man auf Dauer nur dann halten, wenn man Lust darauf hat, wenn man mit Freude bei der Arbeit ist“, so Toussaint. Diese Freude an der Arbeit strahlt auch auf das insgesamt rund 20-köpfige Team aus. Dänekamp: „Wir arbeiten wie in einer großen Familie. Das merken unsere Gäste, und sie sprechen uns oft darauf an. Wir sind stolz, wenn man das gute Klima wahrnimmt, das unser Betrieb bietet.“

In der Coronazeit wurden alle Mitarbeiter zu den regulären Konditionen weiterbeschäftigt. „Dafür mussten wir einen Kredit aufnehmen“, erzählt Toussaint. Aber es sei ihm wichtig gewesen, sein Personal zu halten. Stolz berichtet er, dass nicht ein einziger Mitarbeiter durch Corona den Betrieb verlassen habe. Die Zeit wurde genutzt, um ein Haus, das gegenüber dem Hotel gekauft werden konnte, in ein Gästehaus mit zwei Appartements umzubauen. Dort kann man nun direkt am Waldrand wohnen, die eigene Küche nutzen oder ein paar Schritte entfernt die Annehmlichkeiten des Hotels genießen.

Es ist ein Gespräch, das sich im Wesentlichen um Freude an der Arbeit dreht, um Kreativität und um Leidenschaft, das unsere Zeitung mit den beiden Hotelmanagern führt. Hier in Sengscheid geht es um diese Lebensfreude, um schöne Erlebnisse, um Spaß am Aufenthalt in angenehmer Atmosphäre. Dass es nicht knallharte Fakten, sondern diese weichen Erlebnisfaktoren sind, die den Erfolg garantieren, dafür steht der Sengscheider Hof. Auch mit mehr als 100 Jahren Geschichte hinter sich.

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